So sparst du über 230 kg CO₂ ein

3 Wege für klimafreundliche Fotografie

Klimafreundliche Fotografie? Klingt erstmal komisch. Doch bei genauem Hinsehen stellst du fest: Auch die Fotografie hinterlässt ihre Spuren. Wir zeigen dir, warum Fotografie oft klimaunfreundlich ist und wie du durch bewusste Entscheidungen CO₂-Emissionen reduzieren kannst.

Das Gravel Camp Erzgebirge im sächsischen Altenberg ist ein Event, das Abenteuerlust und Naturverbundenheit vereint. Wir hatten den Auftrag, das Wochenende fotografisch zu begleiten und zu dokumentieren. Dabei legten wir wie immer großen Wert darauf, möglichst „klimafreundlich“ zu arbeiten. Fragst du dich jetzt: Wie kann denn Fotografie klimaunfreundlich sein? In diesem Beitrag klären wir diese Frage und erklären dir, wie auch du einen großen Unterschied machen kannst.

Warum uns klimafreundliche Fotografie wichtig ist

Wir lieben die Natur. Darum wollen wir sie schützen. Das ist so weit erst mal logisch und naheliegend. Mittlerweile sind wir aber auch an einem Punkt angelangt, an dem es dringend notwendig ist, Dinge zu verändern. Die Klimakrise ist längst nicht mehr das Schreckgespenst einer fernen Zukunft. Im Jahr 2024 jagt eine Jahrhundert-Katastrophe die nächste und es ist es deutlicher denn je: Wir befinden uns mittendrin in der Klimakrise.

Natürlich muss die Politik endlich ins Handeln kommen. Dennoch können wir alle unseren Teil beitragen, um das Problem zu lösen. Höchste Zeit also, die eigene Arbeit zu hinterfragen. Denn: Wir wollen so klimafreundlich wie möglich arbeiten. Wir möchten dir als Kunde oder Kundin ebenfalls anbieten, deine Prozesse so klimafreundlich wie möglich zu gestalten. Dazu gehört klimafreundliche Fotografie von lifeCYCLE media.

Was an der Fotografie ist denn bitte schön nicht klimafreundlich?

Fotografie macht keinen Lärm, sie stinkt nicht und sie verbraucht kaum Energie. Ist Fotografieren also eine klimafreundliche Angelegenheit? Im Prinzip stimmt das – zumindest im Vergleich zu vielen anderen Tätigkeiten. Dennoch lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Es gibt drei Bereiche, in denen Fotografie doch nicht so ganz „unschuldig“ daherkommt:

1) Die Produktion des Equipments

Das Kameraequipment muss zunächst hergestellt werden, bevor wir es benutzen können. Wie bei allen Elektronikartikeln ist das nicht völlig unproblematisch. Die Ökobilanz von hochwertigem Kameraequipment ist vor allem durch die Herstellung belastet. Bei der Produktion kommen Rohstoffe wie Metalle, Kunststoffe und seltene Erden zum Einsatz. Deren Abbau und Verarbeitung sind energieintensiv und umweltbelastend. Besonders fällt dabei der hohe Energieverbrauch bei der Produktion ins Gewicht. Hinzu kommt die Entstehung von CO₂-Emissionen beim Transport zum Endverbraucher.

Schätzungsweise liegt der CO₂-Fußabdruck einer modernen Kamera-Ausrüstung (Kamera und Objektiv) über den gesamten Lebenszyklus hinweg bei mehreren hundert Kilogramm CO₂. Konkrete Zahlen für unsere Canon R5 und ein beispielhaftes Objektiv konnten wir nicht finden. Die Herstellung könnte aber leicht Emissionen von 300 bis 500 kg CO₂ verursachen.

Damit du das besser einordnen kannst: Die Produktion dieser Kamera-Ausrüstung entspricht demzufolge in etwa den CO₂-Emissionen einer rund 2.000 Kilometer langen Autofahrt. Das ist nicht super viel, aber es ist eben auch nicht nichts. Ist klimafreundliche Fotografie denn überhaupt möglich?

2) Die digitale Nachbearbeitung

Die Emissionen durch die digitale Nachbearbeitung von Fotos setzen sich hauptsächlich aus dem Energieverbrauch des Computers und der Datenübertragung zusammen. Schauen wir uns das im Detail an:

Wir arbeiten mit iMac von Apple. Ein moderner iMac (z. B. ein 27-Zoll-Modell) hat einen durchschnittlichen Stromverbrauch von etwa 100 Watt im Betrieb. Angenommen, die Nachbearbeitung eines Jobs dauert insgesamt zehn Stunden:

Stromverbrauch: 100 W x 10 Stunden = 1.000 Wh = 1 kWh.
Je nach Strommix entstehen bei 1 kWh Stromverbrauch etwa 400 g CO₂ (Durchschnittswert in Europa). Somit ergeben sich:

1 kWh x 400 g CO₂/kWh = 400 g CO₂ für die Bildbearbeitung eines Jobs.

Als nächstes laden wir die Bilder hoch in unsere Cloud, wo sie von unseren Kunden wieder heruntergeladen werden. Der Energieverbrauch dieser Datenübertragung hängt vom Netzwerkanbieter, der Infrastruktur und dem genutzten Endgerät ab. Als groben Durchschnittswert für den CO₂-Ausstoß bei der Datenübertragung im Internet konnten wir 0,06 bis 0,12 kg CO₂ pro GB finden.

Für einen Datentransfer von 1 GB pro Job (Upload + Download) ergibt das also:

Datentransfer: 1 GB x 0,12 kg CO₂/GB (Obergrenze) = 0,12 kg CO₂ = 120 g CO₂ für den Transfer eines Jobs.

Gesamtemissionen pro Job:
Nachbearbeitung (iMac): 400 g CO₂
Datentransfer: 120 g CO₂
Gesamt: 520 g CO₂ pro Job

Vergleich mit einer Autofahrt:
Ein Auto mit einem Ausstoß von 200 g CO₂/km würde bei 520 g CO₂ etwa 2 Kilometer zurücklegen.

Dies ist nur eine grobe Schätzung ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Diese Schätzung zeigt aber: Die digitale Nachbearbeitung und der Datentransfer verursachen im Vergleich zu anderen Prozessen relativ geringe Emissionen. Aber: Bekanntlich macht Kleinvieh auch Mist. Deshalb sollten wir diesen Punkt nicht vergessen. Wir bei lifeCYCLE media tragen dem Rechnung, indem wir möglichst Strom von unserer eigenen PV-Anlage benutzen. Dieser verursacht nur einen Bruchteil der Emissionen des öffentlichen Strommixes (rund 50 g CO₂/kWh). Überdies beziehen wir echten Ökostrom. Klimafreundliche Fotografie rückt auf diese Weise wieder ein Stück näher.

3) Klimafreundliche Fotografie – der dickste Batzen: die An- und Abreise

Ein Punkt, der gerne mal vergessen beziehungsweise ausgeblendet wird. Tatsächlich stellt sich aber heraus: Die An- und Abreise (nicht nur) zu Fotojobs ist der dickste Batzen in der Ökobilanz der Fotografie. Und dabei sprechen wir noch nicht einmal von Flugreisen hin zu abgelegenen Traum-Locations. Damit hat sich das Thema klimafreundliche Fotografie direkt erledigt. Wir bleiben lieber auf dem Boden der Tatsachen. Ganz konkret wollen wir uns mal die Anreise zum Gravel Camp nach Altenberg anschauen.

Die Entfernung von unserem Office nach Altenberg beträgt rund 600 Kilometer – one way. Diese können wir auf unterschiedliche Weise zurücklegen. Um eine Idee davon zu bekommen, wie viele Emissionen unsere Mobilität verursacht, haben wir mal ein bisschen mit dem Quarks CO₂ Rechner herumgespielt. Der veranschaulicht die Folgen unserer Mobilität sehr schön. Du kannst dort ein paar Angaben zum „Vergleichsauto“ machen und dieses anderen Formen der Mobilität gegenüberstellen. Der Rechner berücksichtigt auch die Herstellung der einzelnen Verkehrsmittel. So werden etwa E-Autos nicht unfair bevorzugt. Mit diesem Rechner und denselben Einstellungen haben wir übrigens auch die Werte oben für Produktion und Datenübertragung überschlagen.

  • Wir haben angenommen, dass wir mit einem durchschnittlichen Dieselfahrzeug, in dem eine Person sitzt, nach Altenberg fahren. Das Fahrzeug verbraucht 5,9 Liter pro 100 Kilometer. Der Quarks Rechner stellt dieses Auto weiteren Mobilitäts-Optionen gegenüber, die du der Grafik entnehmen kannst. Das bringt spannende Erkenntnisse mit sich. Zum Beispiel:
  • Ein Auto, das mit einer Person besetzt ist, verursacht auf eine Person bezogen beinahe so viele Emissionen, wie ein gut ausgelasteter Flug. Ist der Flieger halb leer, verschlechtert sich dessen Bilanz natürlich dramatisch.
  • Fahrgemeinschaften verbessern die CO₂-Bilanz eines Autos massiv.
  • Fernzüge und Fernlinienbusse haben – sofern sie gut ausgelastet sind – die mit Abstand geringsten Emissionen pro Person. Da sie ohnehin fahren, sind sie eigentlich immer die beste Option im Hinblick auf ihre Klimafreundlichkeit.

Wir haben uns also für die An- und Abreise mit Fernzug und Fernlinienbus entschieden. Auf diese Weise konnten wir rund 230 kg CO₂ einsparen. Anders ausgedrückt: Rund zwei solcher Fahrten mit Bus oder Bahn und wir haben bereits die Emissionen „amortisiert“, die bei der Produktion unseres Equipments anfallen (siehe oben). Die Entscheidung, wie wir reisen, ist also super wichtig!

Es muss aber auch eine andere Sache erwähnt werden: Diese Reise mit der Bahn war nicht wirklich komfortabel. Der Zug war total verspätet und die Reise hat schon etwas länger gedauert als mit dem Auto. In diesem Fall war die Fahrt auch ziemlich anstrengend, weil der Zug überfüllt war. Oft ist eine Zugfahrt hingegen total entspannend und sogar produktiv: Unterwegs kannst du dich ausruhen oder arbeiten.

Es hängt immer etwas davon ab, wie es läuft. Und es wird zukünftig immer mehr davon abhängen, ob der Schienenverkehr weiter vernachlässigt oder endlich auf Vordermann gebracht wird. Und sind wir mal ehrlich: Auf der Autobahn im Stau zu stehen, ist auch ganz schön nervig. Eine Autofahrt ist eigentlich immer super anstrengend und erfordert permanent höchste Konzentration.

Fazit: Was bringt klimafreundliche Fotografie?

Wir haben erklärt, warum Fotografie und insbesonere die damit zusammenhängende Mobilität, durchaus klimaschädlich sein kann. Gleichzeitig haben wir herausgefunden, wie wir unsere Emissionen deutlich reduzieren können, um eine klimafreundliche Fotografie anbieten zu können.

In unserem Beispiel konnten wir für ein Fotoshooting mit einer An- und Abreise von 1.200 Kilometern sage und schreibe rund 230 kg CO₂ einsparen. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa dem Konsum von 120 kg Rindfleisch. Oder dem monatlichen Stromverbrauch eines durchschnittlichen Haushaltes. Oder dem Gasverbrauch zum Heizen einer durchschnittlichen Wohnung für zwei bis drei Wochen. Und das nur, weil wir die Anreise zum Job bewusst per Bus und Bahn angegangen sind.

Diese Menge an CO₂ konnten wir mit einer einfachen Entscheidung vermeiden. Und du kannst das auch tun, indem du uns mit deinem nächsten Fotojob beauftragst! Manchmal kommen auch wir nicht um den Einsatz eines Autos herum. Vor jedem Auftrag wägen wir aber alle Optionen genau ab. Dann entscheiden wir uns – sofern irgendwie plausibel – für die klimafreundlichste Variante. Am liebsten radeln wir übrigens nach wie vor mit dem (Lasten-) Rad zur Foto-Location! Wir finden: Darüber darf man ruhig mal reden und ein kleines bisschen stolz drauf sein.

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